Kaffee neu verstehen

Kaffee ist nicht gleich Kaffee! Doch noch immer ist das verbreitete Bild in der Konsumgesellschaft ein anderes. Aber spätestes wenn einer der besonderen Kaffees probiert wurde, wird der Kaffeetrinkende künftig den Weg zur Kaffeemanufaktur um die Ecke aufsuchen, um hochwertigen Kaffee zu erwerben. Denn ähnlich wie beim Wein, unterscheiden sich Kaffees in ihrem Charakter in Abhängigkeit vom Anbaugebiet bis in die einzelne Parzelle hinein, von individuellen Klimabedingungen und der Bodenstruktur, von der unterschiedlichen Aufbereitungsart der Kaffeebohnen, und nicht zuletzt von der Kaffeesorte. Denn man unterscheidet nicht nur zwischen Arabica und Robusta; es gibt darüber hinaus viele verschiedene Varietäten der Kaffeepflanze, z.B. Bourbon, Typica, Catimor, Pacamara oder Geisha. Wie beim Wein wird auch bei Kaffee unterschieden zwischen bspw. Single Estate (Kaffee von einer Einzelfarm) oder Single Origin (Kaffee aus einem spezifischen Anbaugebiet). Im Ergebnis schmecken Kaffees ebenfalls mal eher fruchtig, nussig oder schokoladig, sind säurearm oder säurebetont, oder sie sind mal mehr und mal weniger ausgeprägt oder ausbalanciert. Es lohnt sich also genauer hin zu schauen, um ein einzigartiges Kaffeeerlebnis zu erfahren!

Wertschätzung der Arbeit

Wissen Sie, warum die Meinung darüber verbreitet ist, dass Kaffee gleich Kaffee ist? Weil rückblickend Kaffee vor allem als Massengut vermarktet wurde! Das bedeutet, dass die besonderen Kaffeequalitäten zusammen mit anderen Kaffees vermischt und so unsortiert und unbemerkt in der Masse untergehen. Doch zunehmend wird darauf hingearbeitet, die besten Kaffees zu erkennen, entsprechend sortenrein und getrennt aufzubereiten und als individuelle Besonderheiten zu vermarkten. Dass damit ein höherer Arbeitsaufwand bereits auf den Kaffeefarmen verbunden ist, versteht sich von selbst: die optimal gereiften Kaffeekirschen werden von Hand geerntet – und zwar mehrmals während der Erntesaison, weil unreife Kirschen zum weiterreifen hängen bleiben; die geernteten Bohnen werden noch auf der Farm gewaschen, getrocknet und sortiert, wobei Fremdkörper wie Steine oder Blätter entfernt werden. Erst dann verlässt der vorsortierte Kaffee die Farm zur weiteren Verarbeitung – in Peru sind das in der Regel nur wenige Säcke pro Farm. Im zentralen Labor werden dann die einzelnen Farmkaffees verkostet und bewertet. Schließlich werden die Bohnen nach Größe sortiert und in gekennzeichneten Säcken international vermarktet. In der Logistik wird dann darauf geachtet, dass sie bis zur Rösterei als die bestimmte eine Sorte weiter gereicht werden. Die Röstspezialistin oder der Röstspezialist hat dann die Aufgabe, das optimale Röstprofil für diesen individuellen Kaffee zu definieren, so dass sich beim Aufbrühen all die hervorragenden Charaktereigenschaften entfalten. Die Vielfalt der einzelnen Schritte und der Mehraufwand für eine bestimmte Menge Kaffee spiegeln sich dann entsprechend im Preis nieder. Doch besondere Qualität lässt sich nur mit mehr geleisteter Arbeit erzielen! Und die Wertschätzung dafür lässt sich mit einem höheren Preis für den Mehraufwand aller Beteiligten ausdrücken. Vor allem in den Anbauländern heißen die Farmerinnen und Farmer dieses Konzept willkommen, da es ihnen Sicherheiten und neue Perspektiven bietet. Qualität lohnt sich also – für alle!